Rudolf Knoke

Shoppen in Münster

Sie drängte. Leicht missmutig fuhr ich meine Frau am Freitagnachmittag nach Münster.  Dankbar erfuhr ich vor Münsters Toren wartend  die Gnade, nach 20-minütigem Stau doch in die City gelassen zu werden. In der 7. Etage der Tiefgarage war noch ein Stellplatz frei.
 
Enttäuschend war für meine Frau der Besuch im feinen Schuhgeschäft Z.. Sonst war Sie immer fündig geworden, doch dieses Mal war noch nichts reduziert. Erstaunlicherweise ist Sie standhaft geblieben und hat nichts gekauft.
In einem Glasladen erstand Sie einige Butterschälchen und Küchenschürzen mit Rosenmotiv als Geschenk für kommende Geburtstagsanlässe. Währenddessen hatte ich mir in der Nähe ein Doppeleis und ihr ein Diäteis besorgt und wartete schleckend vor dem Laden. Leider war es doch wärmer als vermutet. Es wurde zunehmend stessiger, der herunter rinnenden, klebrigen Eistropfen Herr zu werden. Warum musste Sie auch die Teile noch schön und langwierig einpacken lassen! Oder war die Verkäuferin einfach lahm? Da blieb ihr nur noch als einziger Bissen der Rest der Waffeltüte. 
Sodann musste Sie noch einige versilberte Buttermesserchen besorgen. Gerne hätte ich ihr auch die Tür zum Silberladen aufgehalten, wusste aber nicht, ob es letztlich dem Ladenbesitzer und den nachfolgenden Kunden recht gewesen wäre. Meine Finger klebten und der Besuch eines Klamottenladens wäre in meiner Situation günstiger gewesen; so lernte ich endlich die Nützlichkeit von Brunnen im Stadtbereich zu schätzen – auch wenn das Wasser etwas glibberig war.
Der Besuch des Bekleidungsladens an der der Ecke zur Salzstraße ist für meine Frau Pflicht - sie war letztendlich wieder erfolgreich: ein noch erschwingliches Abendkleid. (Hatte Sie etwas vor?)
Statt vor der Tür auf das Überreichen weiterer Einkaufstüten zu warten, stöberte ich zwischenzeitlich im nahen Buchladen herum und erwarb interessante, reduzierte Lektüre: 
1) Robin Norwood: „Wenn Frauen zu sehr lieben“ (schön wär’s ja!) reduziert auf 3,45 €,   
2) Gael Green: „Wie man eine Feige isst“ mit frech-frivolen Ratschlägen in Sachen Zweisamkeit (nur noch 2,95 €) und  
3) „Anleitungen zur Entspannungsmassage“ (3,95 €), dessen Bildmaterial leider nicht so richtig meine Erwartungen erfüllte; aber schließlich muss man sich ja etwas weiterbilden.

Während ich zu Hause den Wagen in die Garage fuhr und die Müllkasten noch entleerte, hatte meine Frau mit schnellem Blick meine Einkäufe inspiziert und meinte abschätzig: „Damit hättest Du 20 Jahre früher ankommen sollen!“