Von den olympischen Spielen bis zur wackeligen Position des französischen Premierministers, vom 10. Jahrestag des Anschlags auf Charlie Hebdo bis zu den massiven Bauernprotesten – interessante und unterhaltsame Einblicke in das politische System und die aktuelle Situation im Nachbarland Frankreich bekamen rund 100 Gäste am Sonntag, 19. Januar im einsA. Das Partnerschaftskomitee Dülmen (Pako) e.V. hatte aus Anlass des deutsch-französischen Tages im dritten Jahr in Folge zu einer Veranstaltung eingeladen. Pako-Vorsitzende Eva Vasmer freute sich über die große Resonanz.
Eigens aus Dülmens französischer Partnerstadt Charleville-Mézières angereist waren Bürgermeister Boris Ravignon und seine Stellvertreterin Nathalie Robcis. Auch Schülerinnen und Schüler des Clemens-Brentano-Gymnasiums und des Collège Bayard aus Charleville-Mézières, die derzeit an einem Austausch teilnehmen, waren vor Ort.
Boris Ravignon nahm mit seinem Dülmener Amtskollegen Carsten Hövekamp an einer Diskussionsrunde teil und bedankte sich für die Einladung: „Es ist für mich immer wieder eine Freude, Deutschland zu besuchen. Der persönliche Austausch hält die Städtepartnerschaft lebendig“, betonte Ravignon, der das Publikum nicht nur inhaltlich, sondern auch mit seinen hervorragenden Deutsch-Kenntnissen beeindruckte. Auch Carsten Hövekamp unterstrich, wie wichtig es sei, im Großen wie im Kleinen voneinander zu lernen. „Unzufriedenheiten in beiden Ländern können wir auf kommunaler Ebene nicht einfach abstellen – wir brauchen politische Lösungen.“
In seinem kurzweiligen Vortrag zeigte Frankreich- und EU-Experte Florian Staudt auf, welche Themen die Französinnen und Franzosen derzeit beschäftigen und wie es um die deutsch-französischen Beziehungen steht. Anhand von Umfragedaten belegte er, dass das Deutschland-Bild im Nachbarland sich in den vergangenen Jahren verschlechtert habe, man sich nicht mehr so gut kenne. Auch auf politischer Ebene habe es Irritationen gegeben, so Staudt. Er habe aber dennoch Hoffnung, denn der „deutsch-französischen Motor“ sei unverzichtbar für die EU. „Wenn man sich zusammenrauft, bekommt man auch die politische Kür hin“, fasste Florian Staudt zusammen und ergänzte mit einem Augenzwinkern: „Eine Paar-Therapie könnte dabei helfen.“
Das Publikum beteiligte sich rege an der von Martin Schmitt vom Netzwerk Europe Direct moderierten Fragerunde. Ein Gast äußerten z.B. den Wunsch nach Schüleraustauschen an weiteren Schulen in Dülmen und Charleville-Mézières. Beim anschließenden Ausklang im Bistro des einsA nutzen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Gelegenheit, bei Häppchen und einem Glas Wein miteinander ins Gespräch zu kommen. Die Veranstaltung wurde vom Deutsch-Französischen Bürgerfonds gefördert.